Wie Wohnkonflikte gelöst werden und ein gemeinsames Wohn-Glück möglich wird


Für viele Menschen endet der Traum vom gemeinsamen Nestbau in einer saftigen Beziehungskrise. Vor allem beim Hausbau ist die Gefahr, dass das Verbindende verloren geht, sehr groß. Konflikte dominieren häufig diese Lebensphase, und Trennungen sind durchaus nicht selten. Doch auch beim alltäglichen Zusammenleben von Paaren sind Konflikte, die sich zu einer Beziehungskrise entwickeln können, durchaus an der Tagesordnung. Oft sind es dann Kleinigkeiten, wie die oft zitierte „Zahnpastatube“, um die gestritten wird. Somit stellen sich drei Fragen: Wieso entstehen beim gemeinsamen Wohnen so häufig Konflikte? Wie vermeidet man Wohnkonflikte? Und schließlich: Wie löst man Wohnkonflikte?

Wie Wohnkonflikte entstehen

Jedem Wohnkonflikt liegen Bedürfnisse zugrunde. Konflikte entstehen nur, wenn sich (scheinbar) zwei Bedürfnisse entgegenstehen. Konfliktlösung entsteht immer dann, wenn beide Bedürfnisse in einer annehmbaren Weise erfüllt werden können. Häufig versperrt sich dieser Lösungsweg, weil die Erfüllung des einen Bedürfnisses scheinbar die Erfüllung des anderen Bedürfnisses ausschließt.

Ein Paar möchte ihr Wohnzimmer neu gestalten und dazu etwas Farbe in ihr Wohnen bringen. Sie liebt Grüntöne, er liebt trendiges Grau. Sie können sich bei der Betrachtung der Farbkarte nicht einigen, was hier wohl die bessere Farbe sein soll. Lösen können wir diese Situation, indem wir zu beiden Farbwünschen die dahinter stehenden Bedürfnisse betrachten. Wir sollten also wissen, was jeder der beiden mit den Farbwünschen verbindet und warum er/sie hier gerade diese Farbe verwenden würde. Dies klingt einfacher als es ist. Wir sollten uns also fragen, wieso wir gerade diese Farbe verwenden wollen, dann sind wir beim dahinter liegenden Bedürfnis. Wird dieses Bedürfnis kommuniziert, dann entstehen Lösungen.

In der Verliebtheit gibt es keine Konflikte

Doch gehen wir wieder ein Stück zurück und schauen, wie unser Paar überhaupt zum gemeinsamen Wohnen gekommen ist. Sabine und Martin (so nennen wir unser Paar) haben sich vor 4 Jahren kennen gelernt, auf Anhieb toll verstanden und auch verliebt, wie es halt so passiert. Nach einiger Zeit entstand der Wunsch zusammen zu wohnen. Nachdem keiner von ihnen eine optimale Wohnung hatte, machten sie sich daran eine Eigentumswohnung zu suchen, die auch für die geplanten Kinder passt. Sie genossen diese Zeit, wo sie gustierend die verschiedenen Angebote durchcheckten und überall tolle faszinierende Details entdeckten. Schließlich entschieden Sie sich für eine Dreizimmerwohnung in einem großzügigen Design. Sie waren sich sehr einig, dass dies die beste Lösung für Ihr geplantes gemeinsames Leben ist.

Nach einiger Zeit des Wohnens, kamen aber auch die Nachteile dieser Wohnung zum Vorschein. Eine Terrasse fehlte leider aus Kostengründen, und für ihn war die Gestaltung zu bieder. Nach und nach wuchs die Unzufriedenheit nicht nur mit der Wohnung, sondern auch mit dem Partner, weil dieser meist die gegensätzlichen Wünsche hegte.

Die Ursache der Wohnkonflikte?

Gehen wir nun noch etwas zurück in der Geschichte der Beiden, in ihre Kindheit, so sehen wir, dass Sabine in einem Einfamilienhaus mit großem Garten aufgewachsen ist und Martin in einer Mietwohnung, in einer sehr dichten, aber modernen Wohngegend. Diese Tatsache hat beide geprägt und die Vorstellungen vom guten Leben und Wohnen in bestimmte Richtungen gelenkt. Sie liebt die Freiheit jederzeit ins Grüne (Garten) zu gehen, er liebt die Freiheit sich jederzeit den Hobbys zu widmen und nicht Gartenarbeit machen zu müssen, wenn es mal gar nicht passt.

Das Bedürfnis hinter den Wünschen erkennen und kommunizieren

Sabine und Martin hatten den Wunsch, die Spannungen, die zwischen Ihnen entstanden sind,  zu lösen und besuchten ein Paarseminar. Hier ging es um Konflikte, um Bedürfnisse und um Kommunikation. Bei einer Übung erkannten Sie, dass ihre unterschiedlichen Bedürfnisse sehr stark mit ihrer unterschiedlichen Kindheit bzw. mit der Wohnsituation in der Kindheit zu tun hatten und verstanden damit auch gut, wieso der Partner so und nicht anders empfindet.

An diesem Punkt liegt der Schlüssel zum Verständnis und zur Verständigung, welche dann auch zur Lösung alltäglicher Konflikte führt.

Sabine und Martin haben nun die Information, wo die Wünsche Ihrer Partner her kommen, und welches Bedürfnis dahinter steckt, bei Sabine das Bedürfnis nach Naturnähe und bei Martin das Bedürfnis nach einer modernen Gestaltung. Hier gibt es kein richtig oder falsch, weil jedes Bedürfnis für sich gesehen bedeutsam ist. Wenn sich zwei Bedürfnisse dann in der Umsetzung nicht ergänzen lassen, so liegt die Lösung darin, in der Wohnung Zonen zu schaffen, die unterschiedlich gestaltet sind.

Individuelle Bedürfnisse und gemeinsame Bedürfnisse

Wir sehen also, Bedürfnisse können sehr verschieden sein, auch dann, wenn man ursprünglich auf derselben Wellenlänge geschwommen ist. Bedürfnisse haben immer eine Bedeutung und sind für die jeweiligen Menschen wichtig, um sich wohl zu fühlen. Daher braucht jede Planung eine Phase 0, wo die Bedürfnisse formuliert und ausgetauscht werden. Daraus ergibt sich dann ein Planungskonzept, das für beide Partner zufriedenstellend ist. Mit diesem Vorgehen können wir aktuelle Konflikte des Wohnens lösen und beim Hausbau, spätere Konflikte vermeiden.

Einen gemeinsamen Paarbereich gestalten

Viele Paare stehen vor der Herausforderung in einem laufenden Dialog ihre Bedürfnisse aufeinander abzustimmen. Häufig steht das Familienleben im Vordergrund und das Gemeinsame als Paar verkümmert. Dies hat auch damit zu tun, dass diese Paare keinen gemeinsamen Bereich besitzen, also einen Bereich in der Wohnung, der dem Zusammensein dient. Um solche Bereiche zu schaffen, wird es notwendig sein, die Wohnung umzustrukturieren. Die meisten Wohnungen sind nicht so groß, um mehrere individuelle Bereiche und auch noch einen Paarbereich einzurichten. Hier sind sicherlich Doppelnutzungen notwendig, die auch möglich sind. Mehr Freiräume haben Sie wahrscheinlich, wenn Sie sich gerade in der Planungsphase des Hausbauens befinden. Folgender Leitfaden deckt die Bedürfnisse für die Gestaltung von individuellen Bereichen, aber auch von Paarbereichen ab.

  • Wie soll dieser Bereich genutzt werden?
  • Abgrenzung vom Paarbereich zum sonstigen Wohnbereich
  • Räumliche Gegebenheiten – eher enge Nische oder eher offene Weite
  • Ausblick nach außen – ev. in die Natur
  • Blickschutz von außen – wie privat ist unser Paarbereich?
  • Natur im Raum als Erholungselement
  • Oberflächen und Materialien – was greift sich angenehm an?
  • Lichtqualität – lichtdurchflutet oder eher gedämpft
  • Farbqualität festlegen – ausgehend von der gewünschten Stimmung
  • Welches Inventar brauchen wir im Paarbereich?

Um in Ihrem Paarbereich eine behagliche Atmosphäre zu schaffen, sollten Sie darauf achten, durch weiche Materialien eine gute Akustik zu schaffen. In einem Raum, in dem es hallt, ist jede Kommunikation schwierig und anstrengend. Gerade in unseren modernen Gebäuden ist dies häufig der Fall.

Conclusio

Hier nochmals die Kernaussagen dieses Artikels kurz zusammen gefasst:

Wohnen ist die Raumgestaltung für unsere Bedürfnisse. Daher wird es beim Zusammen-Wohnen immer Konflikte geben, die wir hier Wohnkonflikte nennen. Diese Wohnkonflikte sind unvermeidbar, weil zwei Menschen nie dauerhaft dieselben Bedürfnisse haben. Die Kommunikation der Wünsche und Bedürfnisse jedes einzelnen, ist daher die Basis für gutes Zusammenleben.

Im Austausch dieser Bedürfnisse entstehen gemeinsame Lösungen, wie etwa die Gestaltung von individuellen Lieblingsplätzen oder auch von einem gemeinsamen Paarbereich.