Authentisch Wohnen – der neue Megatrend

Authentisch Wohnen – der neue Megatrend

Authentisch Wohnen ist der neue Megatrend, weil es uns Menschen entspricht die eigenen Bedürfnisse und nicht Modetrends im Auge zu haben.

Im Zusammenhang mit dem Wohnen tauchen immer wieder die verschiedensten Trends auf. So gibt es den Trend zur Individualisierung, zur Verstädterung, zur Gesundheitsorientierung, zum modularen Wohnen oder vieles andere mehr. Die Vielzahl dieser Trends ist fast unüberschaubar. Was bringt es dem Einzelnen über Trends Bescheid zu wissen? Verbessere ich meine Wohnqualität, wenn ich einem Trend folge?

Wohl kaum, denn ein Trend zeigt an, wohin die Mehrzahl der Menschen „tendiert“, aber das kann für Dich vollkommen falsch sein. Wozu dienen diese Trends also? Ganz einfach, ein Trend ist ein Marketinginstrument, das sowohl der Wirtschaft, als auch der Politik dient. Die Wirtschaft kann daraus ablesen, welche Produkte (Wohnungen, Häuser) in Zukunft nachgefragt sein werden. Die Politik kann sich in ihren Inhalten am Trend ausrichten, oder aber gegensteuern, je nach politischer Orientierung.

Auch das ist für Dich und Dein „Wohnglück“ wenig bis gar nicht relevant.

Das Bedürfnis nach kultureller Zugehörigkeit

Aber lass mich dies kurz relativieren. Der Trend ist für Dich sehr wohl relevant, wenn Du ein „trendiges“ Haus, oder eine „trendige“ Wohnung willst. Genau hier setzen ja auch die meisten Wohnzeitschriften an. Sie zeigen uns, was „in“ ist. Wir können diesen Trends folgen und sind dann auch „in“, so meinen wir zumindest. Wahrscheinlich kannst Du bereits zwischen den Zeilen lesen, wo meine Sichtweise hin geht. Es gibt jedoch auch ein Wohnbedürfnis, das vom Trend abgedeckt wird –  nämlich das Bedürfnis nach Zugehörigkeit. Wir wollen uns einer Gruppe (Kultur, Weltanschauung usw.) zugehörig fühlen, und der Trend gibt uns die Möglichkeit dazu. Dies hat eine große Bedeutung, die ich auch nicht schmälern möchte.

Die Bedeutung von Trends im Allgemeinen, will ich hier jedoch sehr wohl relativieren. Folge ich unreflektiert einem Trend, so verzichte ich auf die eigene Sichtweise, und dies erschwert mir den Blick auf die eigenen Bedürfnisse. Häufig stelle ich bei meinen Kunden auch fest, dass die Orientierung an Modetrends das Gefühl für die eigenen Bedürfnisse vollkommen verstellt. Dies zu erkennen, ermöglicht  die Frage nach dem authentischen Wohnen.

Authentisch Wohnen – was brauchen ich wirklich?

Doch lassen wir diese einleitenden Gedanken beiseite und wenden uns dem heutigen Thema zu. Wohnen ist die räumliche Verankerung unserer Bedürfnisse. Haben wir eine Familie mit Kindern, so brauchen wir eine Familienwohnung, wir brauchen familiengerechte Grundrisse und ein familiengerechtes Umfeld. So verhält es sich mit allen Bedürfnissen, auch die etwas individuelleren, wie das Bedürfnis nach Schutz und Geborgenheit. Damit sind wir schon beim Kernthema meines Artikels, nämlich Fragen wie etwa:

  • „Wie kann ich authentisch Wohnen?“
  • „Wie kann ich so wohnen, dass möglichst alle meiner Wohnbedürfnisse abgedeckt werden?“

Genau hier beginnt die Frage nach den eigenen Bedürfnissen, und damit endet die Frage nach Trends oder Modeerscheinungen.

 © KB3 fotoliamoderne Architektur  © Herbert Reichl

 Das Vortäuschen von Stimmungen

Trends können nicht nur vom Wesentlichen ablenken, sie können sogar ganz entschieden in die Irre leiten. Dies möchte ich gerne anhand des linken Fotos erklären. Du siehst hier ein modernes Haus, das durchaus Behaglichkeit und Geborgenheit ausstrahlt. Ich möchte Dich jedoch bitten, die Perspektive zu wechseln. Setze Dich bitte in Gedanken in den Stuhl, den man im Erdgeschoss ganz rechts erkennen kann. Blicke dann um Dich, was nimmst Du wahr? Du siehst eine eher spartanisch eingerichtete Halle, die rundherum mit Glas umgeben ist. Diese Glasfläche erscheint von innen aus schwarz, weil Du ja ins Dunkle hinaus siehst. Du bist also an drei Seiten mit einer schwarzen Fläche umgeben und weißt nicht, was draußen passiert.

Dies ist für einen Menschen, der sich entspannen will, der absolute Supergau des Wohnens. Von außen sieht dieses Haus behaglich aus. Wenn wir solche Fotos sehen, sollte uns bewusst sein, dass sowohl der Standort des Fotografen als auch die Tageszeit bewusst gewählt sind, weil man Behaglichkeit vermitteln will. Dies erreicht man durch die Holzfassade im Vordergrund und noch mehr durch das warme Licht im Rauminneren. Diese Wärme kann man nur dann einfangen, wenn man das Foto am Abend macht. Wenn der Himmel noch erkennbar ist, vielleicht sogar mit einem Stich an Abendröte, dann erzeugt dieses Haus das Gefühl der Geborgenheit, die Du jedoch nicht erleben wirst, wenn Du dich im Hausinneren befindest.

Das Missachten von Bedürfnissen

Dieses Haus entspricht sicherlich dem Trend nach Transparenz, Offenheit und kann vielleicht auch als gelungene Architektur bezeichnet werden. Es kann sein, dass Dir dieses Haus gefällt, und dass Du dieses Haus vielleicht auch kaufen würdest. Ich möchte auch durchaus offenlassen, dass es eine Gruppe von Menschen gibt, die sich darin wohl fühlen würden. Was ich jedoch ganz klar vermitteln möchte: Durch trendige Gestaltung und durch moderne Architektur werden wir auch verleitet, einige unserer wesentlichen Bedürfnisse in den Hintergrund zu stellen. Nämlich das Bedürfnis nach Schutz, Geborgenheit und Behaglichkeit. Auch das Bedürfnis nach einem konfliktfreien Zusammenleben wird hier untergraben.

Als Gegenpol zum linken Haus, möchte ich Dir ein Haus (rechtes Foto) zeigen, das wahrscheinlich sehr viel Geborgenheit im Innenbereich zu bieten hat. Auch hier gibt es eine großzügige Verglasung, jedoch mit Sprossen, das den Eindruck der Grenze vermittelt. Zudem wurde hier die Natur sehr stark eingebunden, was in uns das Gefühl der Geborgenheit erzeugt. Die Hecke im Vordergrund bietet Blickschutz. Dieses Haus ist vielleicht in den 90er Jahren entstanden, ist jedoch hinsichtlich Geborgenheit moderner als das linke Beispiel.

Der neue Megatrend

Daher möchte ich einen neuen Megatrend des Wohnens formulieren:

Wohnqualität entsteht durch authentisches Wohnen

Authentisches Wohnen bedeutet, das persönliche Wohnumfeld den persönlichen Bedürfnissen anzupassen. Oder anders ausgedrückt – authentisches Wohnen bedeutet, den persönlichen Bedürfnissen Raum zu geben. Der Philosoph Martin Heidegger hat einen sehr tiefgründigen Satz formuliert – „Wohnen ist die Art und Weise des Auf der Welt Seins“. Mit „Auf der Welt Sein“ meint Heidegger die individuelle Art jedes einzelnen Menschen, und er meint damit auch, dass sich im Wohnen diese Individualität des Menschen ausdrückt. Wir müssen also erkennen, unser neuer Megatrend ist nicht ganz so neu, er ist eigentlich uralt, aber sehr häufig vergessen worden. Daher macht es durchaus Sinn ihn neu zu formulieren.

Authentisch Wohnen für hochsensible Menschen

Die hier beschriebenen Zusammenhänge gelten besonders für alle hochsensiblen Menschen. Dies aus folgenden Gründen:

Hochsensible haben meist ein stärkeres Rückzugsbedürfnis und auch ein stärkeres Bedürfnis nach Geborgenheit. Beides wird in der modernen Architektur eher verhindert als gefördert. Genauso verhält es sich mit Konflikten des Zusammenlebens. Eine zu offene Grundrissgestaltung führt häufiger zu Konflikten als eine differenzierte Raumanordnung. Die Gestaltung von Zonen und Rückzugsmöglichkeiten ist sehr förderlich für das Zusammenleben als Paar und noch viel mehr für Familien. Das Hauptproblem bei Hochsensibilität ist die sehr schnell eintretende Reizüberflutung. Dieser kann man entgegenwirken, wenn Wohnstresse beseitigt wird. Im Blogartikel „4 Strategien gegen den Wohnstress“ findest Du Anregungen dazu, was Wohnstress bedeuten kann und wie er beseitigt werden kann.

Die aktuellen Modetrends des Wohnens und vor allem des Bauens, gehen sehr deutlich an den Bedürfnissen vieler hochsensibler Menschen vorbei. Daher verknüpfe ich das Thema des authentischen Wohnens immer wieder mit dem Thema der Hochsensibilität. Authentisch Wohnen betrifft natürlich auch nicht hochsensible Menschen.

Der Weg zum authentisch Wohnen

Der erste Schritt zum authentischen Wohnen ist, die eigenen Bedürfnisse des Wohnens zu formulieren und möglichst nichts dabei zu übersehen. Aus diesen Bedürfnissen kann man Ziele formulieren für die Gestaltung der Wohnung oder für die Planung. Erst wenn diese Ziele klar sind, macht es Sinn zur Umsetzung zu schreiten. Bedürfnisanalyse, Ziele formulieren und dann erst die Umsetzung, sind ganz knapp zusammengefasst der Weg zum authentischen Wohnen. Dazu gibt es viele Facetten, die ich in meinen Blogartikeln aufgreife.

Außerdem kannst Du ein kostenfreies pdf – „Erholsam Wohnen – 8 Wohntipps für Hochsensible“ downloaden. Hier findest Du einige Übungen zu den Wohnbedürfnissen, verknüpft mit 8 Wohntipps, die speziell für hochsensible Menschen gedacht sind.

Wohnqualität in allen Lebensphasen

Wohnqualität in allen Lebensphasen

Wohnqualität in allen Lebensphasen ist nur möglich, wenn das Haus sich den verändernden Bedürfnissen anpassen kann.

Beim Bauen stehen wir vor der großen Herausforderung, eigentlich nicht für die Gegenwart, sondern für die Zukunft zu planen. Planen bedeutet ja die Vorwegnahme von Handlungsschritten zur Erreichung eines Zieles. Wenn unser Ziel ist, hohe Wohn- und Lebensqualität zu erreichen, dann macht es Sinn, über spätere Lebensphasen nachzudenken. Auch wenn wir als junge Familien ein Einfamilienhaus errichten wollen, werden wir die meiste Zeit unseres Lebens hier ohne Kinder leben. Dies wird häufig als Argument dafür gesehen, auf die Bedürfnisse der Kinder keine oder wenig Rücksicht zu nehmen. Davor würde ich jedoch abraten, weil die Zeit mit den Kindern der Engpass im Lebenszyklus des Wohnens ist. In dieser Zeit entstehen die meisten Wohnkonflikte und wirken sich schlechte Grundrisse am gravierendsten aus.

Also beginnen wir mit der Phase der jungen und wachsenden Familie, in der meist auch die Eigenheimerrichtung passiert.

Familie mit kleinen Kindern

Familien mit kleinen Kindern brauchen einen Familienraum, in dem sich das aktive Familienleben, das Kochen und Essen, das Spielen, die Geselligkeit, das Zusammensein und auch die Hausarbeit abspielen können. Die Kinderaufsicht soll mit der Hausarbeit einfach zu verbinden sein. Gleichzeitig ist es wichtig, Rückzugsmöglichkeiten zu schaffen, damit zur selben Zeit die Kinder aktiv spielen können und doch ein Elternteil abschalten kann. Daher hat sich für Familien mit kleinen Kindern bewährt, den Gemeinschaftsbereich von Kochen – Essen – Wohnen in zwei Räume aufzuteilen, nämlich ein aktives Familienzentrum (Kochen, Essen, Beisammensein, Spielen usw.) und einen passiven Rückzugsbereich, also das Wohnzimmer. Dies steht entgegen dem Trend des offenen Bauens, trifft jedoch die Alltagsbedürfnisse junger Familien exakt.

Der Schlafplatz für kleine Kinder soll Geborgenheit und Sicherheit vermitteln. Auch hier gilt es Fehler zu vermeiden. Eine Schlafnische zu machen hat für Kinder eine hohe Qualität, denn Sicherheit entsteht durch Grenzen. Räumliche Grenzen sind die Grundvoraussetzung um Geborgenheit empfinden zu können. Daher meine Empfehlung: Durch eine Nische und eine niedere Decke kann eine optimale Schlafhöhle für Kinder entstehen. Materialien wie Holz oder Textilien bringen dann noch die nötige Weichheit mit, die das Geborgenheitsempfinden stärken.

Ein aktives Familienzentrum und geschützte Schlafplätze sind also zwei wesentliche Aspekte, damit junge Familien harmonisch zusammen leben können.

Familien mit Jugendlichen

Jugendliche haben im Vergleich zu kleinen Kindern beinahe konträre Bedürfnisse, sie brauchen Distanz und Selbstbestimmung. Wenn die Raumanordnung des Jugendzimmers diese Autonomie fördert, ist das Familienleben stark entlastet. Es sollte möglich sein, gewisse Freiheiten im Kommen und Gehen einzuräumen. Also ist eine Anordnung des Jugendzimmers in Eingangsnähe optimal. Um der natürlichen Entwicklung – von Nähe und Geborgenheit hin zu Autonomie und größerer Distanz – entsprechen zu können, empfehle ich bei der Grundrissgestaltung, dass alle Zimmer mehrfach genutzt werden können. Dies ist meist möglich, wenn alle Zimmer mindesten 14 m2 groß und auch von den anderen Parametern (z.B. Sonnenlicht) in etwa gleichwertig sind .

Nach dem Auszug der Kinder

Nachdem die Kinder ihre eigene Wohnung gefunden haben, gilt es für das Paar den eigenen Lebensraum neu zu gestalten. Wenn bereits bei der Planung bedacht wird, wie dieser Raum dann genutzt werden könnte, kann man sich viel Umbauarbeit ersparen. Die häufig leerstehenden ehemaligen Kinderzimmer, können zwar in der Übergangsphase des ‚Selbstständig Werdens‘ der Kinder noch als Rückhalt dienen, wenn die Kinder zwischenzeitlich wieder mal Zuhause wohnen. Irgendwann stellt sich jedoch die Frage der Nutzung und der Wohnungsgröße für das Elternpaar. Es ist nicht wirklich optimal, Räume pflegen zu müssen, für die es keine Verwendung gibt. Besonders im höheren Alter wird der Erhaltungsaufwand zum Problem, womit wir bei der nächsten Phase sind.

Wohnen im Alter

Im Alter ist ein möglicher Pflegebedarf zu berücksichtigen. Also braucht es eine Wohnmöglichkeit für eine ev. Pflegeperson. Hier könnte ein zu groß geratenes Haus wieder seinen Nutzen bieten.

Neben barrierefreier Raumgestaltung sind auch andere Dinge zu bedenken, wie etwa die Teilbarkeit der Wohnung, die Ebenerdigkeit einer dieser Wohneinheiten und die Nutzung der geteilten Wohnungen. Sollen mehrere Generationen zusammen leben, so ist unbedingt auf getrennte Eingänge und Privatheit beider Haushalte zu achten.

Lebensphasengerechte Planung

Will man für alle Lebensphasen familiengerecht planen und bauen, so ist es notwendig, diese verschiedenen Nutzungsvarianten zu durchdenken. Dies zeichnet nachhaltige und wertvolle Planung aus. Konkret bedeutet dies, keine wesentlichen Bedürfnisse wichtiger Lebensphasen zu übersehen und die notwendige Flexibilität der Nutzung zu gewährleisten. Diese beiden Punkte wollen wir hier nochmals zusammenfassen und konkretisieren.

Zentrale Wohnbedürfnisse in den Lebensphasen

Wie oben bereits beschrieben, verändern sich die zentralen Wohnbedürfnisse im Laufe eines Lebens gravierend und manchmal auch sehr schnell. So kann es sein, dass zwischen der Planungsphase und dem Einzug bereits wesentliche Veränderungen passiert sind. Daher finden Sie hier eine übersichtliche Zusammenstellung der gravierendsten Veränderungen von Bedürfnissen in der Entwicklung von Familien:

  • Säuglinge und kleine Kinder brauchen sehr viel Schutz und Geborgenheit. Reizüberflutungen wirken sich hier am gravierendsten aus.
  • Vorschulkinder brauchen viele Anregungen und Möglichkeiten für die Entfaltung. Gleichzeitig brauchen sie Sicherheit durch die Anwesenheit der Eltern.
  • Schulkinder brauchen neben der Möglichkeit mit anderen Kindern spielen zu können, auch einen Platz für das Hausübung machen. Dies wollen fast alle Kinder im Grundschulalter in der Nähe der Eltern, also am Familientisch und erst später (ca. mit 10 Jahren) im eigenen Zimmer.
  • Auch das Bedürfnis nach dem eigenen Zimmer entsteht meist erst im Schulalter zwischen 8 und 10 Jahren. Vorher ist es durchaus eine vernünftige Variante, zwei oder mehrere Kinder in einem Raum schlafen zu lassen.
  • Als Jugendliche entwickelt sich der Wunsch nach Entfaltung, hin zu einem Wunsch nach Distanz zu den Eltern, der in den Prozess der Ablöse von den Eltern mündet. Hier ist die Nähe des Jugendzimmers zum Elternschlafzimmer problematisch.
  • Betrachtet man die Bedürfnisse der Eltern, so ist es wichtig, Kinderaufsicht und Hausarbeit gut verbinden zu können.
  • Gleichzeitig brauchen die meisten Elternteile Rückzugsmöglichkeiten um nicht dauernd verfügbar sein zu müssen.

Zu allen diesen Themen gibt es viel zu sagen, so dass uns für künftige Artikel nicht der Stoff ausgehen wird. Heute wollen wir einen knappen Überblick bieten und mit einigen Empfehlungen für die konkrete Planung schließen.

Planungsempfehlungen für Wohnqualität in allen Lebensphasen

  • Um die Bedürfnisse von Eltern und Kindern verbinden zu können, ist es vorteilhaft, den Gemeinschaftsbereich (Kochen – Essen – Wohnen) nicht offen zu gestalten, sondern mit zwei Räumen, nämlich dem Familienzentrum und dem ruhigen Wohnzimmer
  • Die Individualräume sollten gleichwertig sein, um eine Umnutzung vornehmen zu können
  • Die geplanten Kinderzimmer sollten auch ermöglichen, dass zwei Kinder in einem Raum schlafen
  • Um den Bedürfnissen der Eltern nach Auszug der Kinder gerecht zu werden, ist es sinnvoll, das Haus in zwei Wohnungen teilen zu können

Im Arbeitsblatt „Wohnraum – Lebensraum – Entwicklungsraum“ finden Sie einen Überblick zu den hier vorgestellten Themen.

 

 

Bauen und Psychologie – eine Synthese im Sinne des Wohnens

Bauen und Psychologie – eine Synthese im Sinne des Wohnens

Bauen und Psychologie als Synthese zu betrachten kann viele Probleme lösen.

Um die Ziele des Bauens zu erreichen, sollen, ja müssen das Bauen und die Psychologie zusammen wirken. Wir Menschen sind in der Lage Gebäude zu errichten, die den Zweck haben unsere Bedürfnisse abzudecken. Tiere können dies nur sehr eingeschränkt. Sie bauen auch Höhlen und Nester um sich zu schützen, sind dabei jedoch engen biologischen Grenzen ausgesetzt.

Bei uns Menschen ist das Bauen eine Kulturleistung, mit der wir unsere Lebenswelten bestimmen. Wir können Ziele definieren und dann die entsprechenden Gebäude dazu entwerfen. Der Architekt Le Corbusier hat den „Menschen als das Maß aller Dinge“ bezeichnet, und sich dabei auf wirkliche Maßeinheiten bezogen, also Längen und Breiten. Aus psychologischer Seite können wir feststellen, dass die Architektur damit ringt, den Menschen als die Basis des Bauens zu beschreiben. Der Architektur als Fachrichtung und dem Bauen grundsätzlich fehlt das Wissen, um eine Architekturtheorie  zu entwickeln, die den Menschen in das Zentrum rückt. Leider hat der Diskurs der wissenschaftlichen Disziplinen Architektur und Psychologie zu wenig stattgefunden. Dies hat zur Folgen, dass Wesentliches fehlt, nämlich die Orientierung an den grundsätzlichen Zielen des Bauen, die menschlichen Bedürfnisse.

Das Fachgebiet der Wohn- und Architekturpsychologie kann diese Lücke schließen, weil sie der Architektur dieses Wissen zur Verfügung stellen kann. Aber wir wollen uns hier nicht in einer Architekturkritik verlieren, sondern beschreiben, wieso das Bauen die Psychologie unbedingt braucht und was passiert, wenn ohne Psychologie gebaut wird. Dazu wenden wir uns dem Kern dieses Blogs zu, nämlich der Wohnqualität und dem Hausbauen.

Menschliche Bedürfnisse als Grundlage des Bauens

Die Psychologie hat eine detaillierte Darstellung von menschlichen Bedürfnissen zu bieten. Wieso brauchen wir das für die Bautätigkeit? Wenn wir ein Gebäude errichten, so streben wir immer Ziele an. Leider sind diese Ziele meist nicht klar ausformuliert. Betrachten wir die Errichtung eines Einfamilienhauses, so findet vor der Planung häufig folgendes statt:

  • Nachdem es um ein Wohngebäude geht, ist das Ziel dieser Bautätigkeit ein gutes Wohnen
  • Sowohl Baufamilien als auch Planer gehen davon aus, mit dieser Einstufung eine ausreichende Definition der Planungsziele zu besitzen
  • So werden in der Vorbesprechung nur mehr einige Details geklärt, nicht aber wesentliche Parameter des Wohnens angesprochen

Betrachtet man das Bauen von Wohngebäuden als die Errichtung von menschlichen Lebensräumen, so ist es unumgänglich danach zu fragen, was die Qualität dieser menschlichen Lebensräume ausmacht. Damit sind wir bei einem psychologischen Thema gelandet – nämlich den menschlichen Bedürfnissen, die beim Wohnen berührt werden.

Grundlegende Bedürfnisse des Wohnens sind:

  • Schutz vor Reizüberflutung in jeder Form
  • Geborgenheit und das Empfinden von Sicherheit
  • Erholung im Sinne eines Ausgleiches bei Belastungen
  • Ein harmonisches Zusammensein mit den Familienmitgliedern
  • Selbstbestimmung im Umgang mit Privatheit, sowie der Regulation von Nähe und Distanz
  • Einfache Haushaltsführung
  • Usw.

Die meisten Planer/innen würden dieser Aufzählung zustimmen, auch wenn sie es nicht so formulieren würden. Trotzdem werden bei all diesen Bedürfnissen des Wohnens häufig Fehler gemacht. Woran liegt dies? In der Architektur gibt es keine hinreichend detaillierte Beschreibung dieser Bedürfnisse und auch nicht davon, wie diese Bedürfnisse durch bauliche Maßnahmen abgedeckt werden können. Dies ist jedoch die Kernkompetenz der Wohn- und Architekturpsychologie. Also ist ein Know-H,ow-Transfer angebracht und notwendig.

Wohnbedürfnisse und Bedarfsplanung

Soll die Wohnqualität von Neu- und Umbauten verbessert werden, so hat die Planungsbranche die Verpflichtung, sich dieses Wissen zu holen, also aktiv an der Einbindung des wohnpsychologischen Wissens zu arbeiten. Dies passiert jedoch nur in Einzelfällen. Stattdessen hat das Bauwesen eine Norm eingeführt, mittels derer jegliche Definition von Planungszielen an den  Bauherrn verwiesen wird. Die DIN Norm 18205 – „Bedarfsplanung im Bauwesen“ – gibt zwar einerseits die Notwendigkeit einer Definition des Planungszieles vor, delegiert dies jedoch gleichzeitig an den Bauherrn. Damit wird erreicht, dass Planungsfehler im Sinne von Wohnqualität, also im Sinne des Planungszieles, nicht einklagbar sind. In dieser Norm heißt es: „Wenn es beim Bauen Probleme gibt, liegt das oft an einer ungenügenden Bedarfsplanung. Das heißt, die Bauaufgabe ist ungenügend definiert, die Bedürfnisse von Bauherren und Nutzern werden nicht ausreichend ermittelt und vermittelt.“ Gleichzeitig wird festgehalten, dass diese Bedarfsplanung Aufgabe der Bauherren ist. Der Bauherr weiß jedoch weder von dieser Norm, noch von Bedarfsplanung, noch wird er in der Regel vom Planer/in darüber informiert. Außerdem wird in dieser Norm vom Bauherrn gesprochen, wodurch negiert wird, dass die späteren Nutzer mehrere Personen, vor allem auch Frauen und Kinder, beteiligt sind. Daher werde ich den Begriff Bauherrn hier durch Baufamilien ersetzen.

Planende sollten diese Bedarfsplanung zumindest einfordern, wenn sie diese schon nicht aktiv gestalten. Damit schaffen wir jedoch das Problem des mangelnden Wissens zu den Wohnbedürfnissen nicht aus der Welt.

Beim Hausbau stellt sich dies dann so dar, dass sich Planende und Kunden die Verantwortung für wohnpsychologische Qualität gegenseitig zuschieben. Die Planenden befinden, dass die Baufamilie erst nach einer abgeschlossenen Bedürfnis- und Bedarfsanalyse zu ihm/ihr kommt. Der Kunde befindet, dass der Planende wohnpsychologisches Wissen mitbringt, was jedoch nicht den Tatsachen entspricht, weil Planende dazu nicht die Ausbildung besitzen. Es entsteht also ein Vakuum hinsichtlich der wohnpsychologischen Qualität bzw. hinsichtlich Wohnqualität. Als Rechtfertigung wird häufig behauptet, Wohnqualität ist etwas rein Subjektives. Dies stimmt jedoch nicht, weil Wohnqualität klar definierten Kriterien folgt.

Um hier Abhilfe zu schaffen, bietet die Wohnpsychologie eine fundierte Bedürfnisanalyse an, die oben beschriebene Bedürfnisse umsetzbar macht.

Diese Bedürfnisse in eine technische Sprache übersetzen

Die Umsetzung von Wohnbedürfnissen erfordert  jedoch zwischen Bedürfnisanalyse und der Planung einen Schritt, der im Planungsprozess ebenso, oder sogar noch stärker negiert wird, als die Bedürfnisanalyse, nämlich die Übersetzung von Wohnbedürfnissen in eine Planungssprache. Was bedeutet dies?

Formulieren Sie ein Bedürfnis, wie z.B. das Bedürfnis nach Geborgenheit, so reicht dies nicht aus, sondern es muss sehr genau und detailliert festgehalten werden, was Sie darunter verstehen, wie Geborgenheit für Sie entsteht. Wird dieser Schritt ausgelassen, so bedeutet dies, dass der Planende Geborgenheit nach seinem Verständnis herzustellen versucht. Damit beginnt häufig eine fast endlose Schleife von Versuch und Irrtum, oder anders ausgedrückt, die Planung wird mühsam, weil zwischen Planer/in und Baufamilie scheinbar die Chemie nicht zu stimmen scheint. In Wirklichkeit handelt es sich um ein Kommunikationsproblem, weil nicht kommuniziert wird, wie bestimmte Bedürfnisse in die Planung einfließen sollen. Beim Planen treten jedoch auch andere Kommunikationsprobleme auf, die das Planungsergebnis in Frage stellen, bzw. den Planungsprozess erheblich erschweren.

Kommunikationsprobleme beim Planen

Kommunikation bei Planungsaufgaben ist ein vielschichtiges Thema, das ich hier für die Situation des Hausbauens näher beschreiben möchte. In diesem Blog können wir das Thema  lediglich anreißen, und die Punkte aufzeigen, die zu Kommunikationsproblemen führen können. Dazu unterscheiden wir zwischen innerer Kommunikation aller Beteiligten und der direkten (äußeren) Kommunikation zwischen den Beteiligten.

Innere Kommunikation oder auch innere Klarheit der Planungsfamilie bedeutet Antworten auf diese Fragen zu haben:

  • Bin ich mir klar darüber, was ich will und brauche?
  • Bin ich mir klar darüber, wie ich dies dem Planer vermitteln will?

Kommunikation zwischen den Beteiligten der Baufamilie bedeutet:

  • Kennen wir gegenseitig die Bedürfnisse voneinander?
  • Haben wir ausreichend darüber diskutiert, wie ev. divergierende Bedürfnisse in der Planung umgesetzt werden sollen?

Innere Kommunikation des Planers bedeutet:

  • Bin ich mir klar darüber, dass meine Vorstellung der Umsetzung dieser Planungsaufgabe nicht unbedingt mit dem Übereinstimmen muss, was die Baufamilie will und braucht

Kommunikation zwischen Baufamilie und Planer bedeutet zu wissen:

  • Wie gelingt es alle relevanten Wohnbedürfnisse in das Gespräch einzubinden?
  • Wie wird mit unterschiedlichen Vorstellungen in der Baufamilie umgegangen?
  • Wie wird mit unterschiedlichen Vorstellungen zwischen Baufamilie und Planer umgegangen?

Lösungswege

Mit diesen Kommunikationsaufgaben haben wir einen Themenbereich geöffnet, der uns in diesem Blog immer wieder begleiten wird. Der grundsätzliche Lösungsweg für eine gelungene Kommunikation in der Planungsaufgabe des Hausbauens liegt im Dreischritt von Bedürfnisanalyse, Planungskonzept und Entwurfsplanung. Dies sind drei zeitlich klar voneinander abgegrenzte Phasen und haben folgende Aufgaben:

Die Bedürfnisanalyse ist eine Phase, in der man noch nicht lösungsorientiert denken sollte, weil dies die Formulierung von Wohnbedürfnissen hemmen würde. Hier geht es darum, mit verschiedenen Methoden, Übungen, Arbeitsblättern, Checklisten usw. möglichst alle wichtigen Wohnbedürfnisse aller späteren Nutzer zu beschreiben. Die Bedürfnisse ev. späterer Benutzer wie Kinder, oder späterer Lebensphasen, einzubringen, sind dabei die Aufgaben eines gut geschulten Experten zum Thema, sei es eine Planer/in, oder eine externe Berater/in aus dem Gebiet der Wohnpsychologe.

Die Erstellung eines Planungskonzeptes ist deshalb notwendig, weil Bedürfnisse in einer persönlichen Sprache formuliert werden, und damit meist die Umsetzung nicht thematisiert wird. Im Planungskonzept erfolgt die Übersetzung der Bedürfnisse in eine technische Planungssprache, hier wird also beschrieben, wie die Umsetzung aussehen soll.

Dieses Planungskonzept bietet die Grundlage für die Entwurfsarbeit. Gleichzeitig ist es ein Korrektiv, und ein Maßstab für die Exaktheit der planerischen Umsetzung. Da im Entwurf der kreative Umsetzungsprozess beginnt, können natürlich weitere wichtige Aspekte auftauchen, die dann in einem laufenden Dialog eingearbeitet werden.

Dieser Lösungsweg ist ohne Wohnpsychologie kaum denkbar und erfordert darüber hinaus spezielle kommunikative Fähigkeiten, die in der Baubranche doch häufig fehlen. Wohnpsychologie ist kein exotisches Anhängsel des Bauens, sondern sollte integraler Bestandteil jedes Planungsprozesses sein, mit dem Ziel die Qualität des Gebauten zu erhöhen.

In weiteren Blogartikeln werde ich auf die Detailfragen eingehen, die sich dabei ergeben.

Wohnkonflikte und Wohn – Glück

Wohnkonflikte und Wohn – Glück

Wie Wohnkonflikte gelöst werden und ein gemeinsames Wohn-Glück möglich wird


Für viele Menschen endet der Traum vom gemeinsamen Nestbau in einer saftigen Beziehungskrise. Vor allem beim Hausbau ist die Gefahr, dass das Verbindende verloren geht, sehr groß. Konflikte dominieren häufig diese Lebensphase, und Trennungen sind durchaus nicht selten. Doch auch beim alltäglichen Zusammenleben von Paaren sind Konflikte, die sich zu einer Beziehungskrise entwickeln können, durchaus an der Tagesordnung. Oft sind es dann Kleinigkeiten, wie die oft zitierte „Zahnpastatube“, um die gestritten wird. Somit stellen sich drei Fragen: Wieso entstehen beim gemeinsamen Wohnen so häufig Konflikte? Wie vermeidet man Wohnkonflikte? Und schließlich: Wie löst man Wohnkonflikte?

Wie Wohnkonflikte entstehen

Jedem Wohnkonflikt liegen Bedürfnisse zugrunde. Konflikte entstehen nur, wenn sich (scheinbar) zwei Bedürfnisse entgegenstehen. Konfliktlösung entsteht immer dann, wenn beide Bedürfnisse in einer annehmbaren Weise erfüllt werden können. Häufig versperrt sich dieser Lösungsweg, weil die Erfüllung des einen Bedürfnisses scheinbar die Erfüllung des anderen Bedürfnisses ausschließt.

Ein Paar möchte ihr Wohnzimmer neu gestalten und dazu etwas Farbe in ihr Wohnen bringen. Sie liebt Grüntöne, er liebt trendiges Grau. Sie können sich bei der Betrachtung der Farbkarte nicht einigen, was hier wohl die bessere Farbe sein soll. Lösen können wir diese Situation, indem wir zu beiden Farbwünschen die dahinter stehenden Bedürfnisse betrachten. Wir sollten also wissen, was jeder der beiden mit den Farbwünschen verbindet und warum er/sie hier gerade diese Farbe verwenden würde. Dies klingt einfacher als es ist. Wir sollten uns also fragen, wieso wir gerade diese Farbe verwenden wollen, dann sind wir beim dahinter liegenden Bedürfnis. Wird dieses Bedürfnis kommuniziert, dann entstehen Lösungen.

In der Verliebtheit gibt es keine Konflikte

Doch gehen wir wieder ein Stück zurück und schauen, wie unser Paar überhaupt zum gemeinsamen Wohnen gekommen ist. Sabine und Martin (so nennen wir unser Paar) haben sich vor 4 Jahren kennen gelernt, auf Anhieb toll verstanden und auch verliebt, wie es halt so passiert. Nach einiger Zeit entstand der Wunsch zusammen zu wohnen. Nachdem keiner von ihnen eine optimale Wohnung hatte, machten sie sich daran eine Eigentumswohnung zu suchen, die auch für die geplanten Kinder passt. Sie genossen diese Zeit, wo sie gustierend die verschiedenen Angebote durchcheckten und überall tolle faszinierende Details entdeckten. Schließlich entschieden Sie sich für eine Dreizimmerwohnung in einem großzügigen Design. Sie waren sich sehr einig, dass dies die beste Lösung für Ihr geplantes gemeinsames Leben ist.

Nach einiger Zeit des Wohnens, kamen aber auch die Nachteile dieser Wohnung zum Vorschein. Eine Terrasse fehlte leider aus Kostengründen, und für ihn war die Gestaltung zu bieder. Nach und nach wuchs die Unzufriedenheit nicht nur mit der Wohnung, sondern auch mit dem Partner, weil dieser meist die gegensätzlichen Wünsche hegte.

Die Ursache der Wohnkonflikte?

Gehen wir nun noch etwas zurück in der Geschichte der Beiden, in ihre Kindheit, so sehen wir, dass Sabine in einem Einfamilienhaus mit großem Garten aufgewachsen ist und Martin in einer Mietwohnung, in einer sehr dichten, aber modernen Wohngegend. Diese Tatsache hat beide geprägt und die Vorstellungen vom guten Leben und Wohnen in bestimmte Richtungen gelenkt. Sie liebt die Freiheit jederzeit ins Grüne (Garten) zu gehen, er liebt die Freiheit sich jederzeit den Hobbys zu widmen und nicht Gartenarbeit machen zu müssen, wenn es mal gar nicht passt.

Das Bedürfnis hinter den Wünschen erkennen und kommunizieren

Sabine und Martin hatten den Wunsch, die Spannungen, die zwischen Ihnen entstanden sind,  zu lösen und besuchten ein Paarseminar. Hier ging es um Konflikte, um Bedürfnisse und um Kommunikation. Bei einer Übung erkannten Sie, dass ihre unterschiedlichen Bedürfnisse sehr stark mit ihrer unterschiedlichen Kindheit bzw. mit der Wohnsituation in der Kindheit zu tun hatten und verstanden damit auch gut, wieso der Partner so und nicht anders empfindet.

An diesem Punkt liegt der Schlüssel zum Verständnis und zur Verständigung, welche dann auch zur Lösung alltäglicher Konflikte führt.

Sabine und Martin haben nun die Information, wo die Wünsche Ihrer Partner her kommen, und welches Bedürfnis dahinter steckt, bei Sabine das Bedürfnis nach Naturnähe und bei Martin das Bedürfnis nach einer modernen Gestaltung. Hier gibt es kein richtig oder falsch, weil jedes Bedürfnis für sich gesehen bedeutsam ist. Wenn sich zwei Bedürfnisse dann in der Umsetzung nicht ergänzen lassen, so liegt die Lösung darin, in der Wohnung Zonen zu schaffen, die unterschiedlich gestaltet sind.

Individuelle Bedürfnisse und gemeinsame Bedürfnisse

Wir sehen also, Bedürfnisse können sehr verschieden sein, auch dann, wenn man ursprünglich auf derselben Wellenlänge geschwommen ist. Bedürfnisse haben immer eine Bedeutung und sind für die jeweiligen Menschen wichtig, um sich wohl zu fühlen. Daher braucht jede Planung eine Phase 0, wo die Bedürfnisse formuliert und ausgetauscht werden. Daraus ergibt sich dann ein Planungskonzept, das für beide Partner zufriedenstellend ist. Mit diesem Vorgehen können wir aktuelle Konflikte des Wohnens lösen und beim Hausbau, spätere Konflikte vermeiden.

Einen gemeinsamen Paarbereich gestalten

Viele Paare stehen vor der Herausforderung in einem laufenden Dialog ihre Bedürfnisse aufeinander abzustimmen. Häufig steht das Familienleben im Vordergrund und das Gemeinsame als Paar verkümmert. Dies hat auch damit zu tun, dass diese Paare keinen gemeinsamen Bereich besitzen, also einen Bereich in der Wohnung, der dem Zusammensein dient. Um solche Bereiche zu schaffen, wird es notwendig sein, die Wohnung umzustrukturieren. Die meisten Wohnungen sind nicht so groß, um mehrere individuelle Bereiche und auch noch einen Paarbereich einzurichten. Hier sind sicherlich Doppelnutzungen notwendig, die auch möglich sind. Mehr Freiräume haben Sie wahrscheinlich, wenn Sie sich gerade in der Planungsphase des Hausbauens befinden. Folgender Leitfaden deckt die Bedürfnisse für die Gestaltung von individuellen Bereichen, aber auch von Paarbereichen ab.

  • Wie soll dieser Bereich genutzt werden?
  • Abgrenzung vom Paarbereich zum sonstigen Wohnbereich
  • Räumliche Gegebenheiten – eher enge Nische oder eher offene Weite
  • Ausblick nach außen – ev. in die Natur
  • Blickschutz von außen – wie privat ist unser Paarbereich?
  • Natur im Raum als Erholungselement
  • Oberflächen und Materialien – was greift sich angenehm an?
  • Lichtqualität – lichtdurchflutet oder eher gedämpft
  • Farbqualität festlegen – ausgehend von der gewünschten Stimmung
  • Welches Inventar brauchen wir im Paarbereich?

Um in Ihrem Paarbereich eine behagliche Atmosphäre zu schaffen, sollten Sie darauf achten, durch weiche Materialien eine gute Akustik zu schaffen. In einem Raum, in dem es hallt, ist jede Kommunikation schwierig und anstrengend. Gerade in unseren modernen Gebäuden ist dies häufig der Fall.

Conclusio

Hier nochmals die Kernaussagen dieses Artikels kurz zusammen gefasst:

Wohnen ist die Raumgestaltung für unsere Bedürfnisse. Daher wird es beim Zusammen-Wohnen immer Konflikte geben, die wir hier Wohnkonflikte nennen. Diese Wohnkonflikte sind unvermeidbar, weil zwei Menschen nie dauerhaft dieselben Bedürfnisse haben. Die Kommunikation der Wünsche und Bedürfnisse jedes einzelnen, ist daher die Basis für gutes Zusammenleben.

Im Austausch dieser Bedürfnisse entstehen gemeinsame Lösungen, wie etwa die Gestaltung von individuellen Lieblingsplätzen oder auch von einem gemeinsamen Paarbereich.

Hohe Gebäude lehren uns das Fürchten

Hohe Gebäude lehren uns das Fürchten

Hohe Gebäude versus Geborgenheit

Kurz nachdem ich den blog über Geborgenheit geschrieben hatte, ist mir ein wissenschaftlicher Artikel in die Hände gefallen, der es in sich hat. Die Kernbotschaft lautet:

„Hohe Gebäude lehren uns das Fürchten, sie verlangsamen unsere Bewegungen und unser Denken.“

Hohe Gebäude bewirken eine Haltung der Ehrfurcht. Die Folge ist ein Erstarren im Tun und im Denken, also ein Art Totstellreflex. Im Originaltext wird dies „freezing“ genannt.

Wirkung häufig erwünscht

Betrachtet man vor allem moderne Bürogebäude großer Banken, Konzerne oder auch Verwaltungsgebäude, so wird klar, dass der Sinn von Architektur häufig nicht darin liegt Wohlbehagen und Gesundheit zu fördern, sondern darin, Positionen zu vertreten und Macht zu demonstrieren. Den Inhabern dieser Gebäude wird Macht zugeschrieben, die sie auch haben, wenn wir bei der Betrachtung dieser Gebäude „einfrieren“. In diesem Zustand ist man nicht mehr sehr handlungsfähig und natürlich manipulierbar.

Dieses Thema möchte ich nicht länger zerreden oder zerschreiben. Ich vermute, Sie wissen wovon ich spreche und würde mich freuen, wenn Sie uns Ihre Erfahrungen dazu mitteilen.